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Autor: Rolf Bänziger

Sprachliches zum Herbst

Sprachliches zum Herbst

Mit der Blattfärbung im Herbst geschieht etwas Entscheidendes: Zwischen den Blattstielen und den Zweigen bildet sich ein Trenngewebe; es unterbricht die Wasserversorgung des Blattes und dient zugleich als Sollbruchstelle. Der Wind löst das Blatt vom Baum und lässt es sachte zu Boden fallen. Der Baum lässt los – etwas, was uns Menschen oft schwerfällt. Wir halten gerne am Gewohnten fest, an einem Gegenstand oder an einer Beziehung, auch wenn sie sich längst ausgelebt hat. Laub oder feuilles mortes Unter dem…

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Abendspaziergang

Abendspaziergang

Die Freude, von welcher der antike Philosoph Epikur spricht, hat nichts Dekadentes an sich; sie ist eine Freude der Verfeinerung, des rechten Masses. Er sei mir an diesem Abend mein gedanklicher Begleiter. Ihm geht es um den Genuss, nicht den Konsum – um die stilleren Dinge, die das Dasein lebenswert machen: die Freude des Schauens, des Denkens, des Fühlens; die Freude an Farben, an Formen, an Licht und Schatten, das Staunen über die Schöpfung der Natur. Ich geniesse die Nacht,…

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Mohn

Mohn

Mohn – soweit das Auge reicht. Summen liegt in der Luft. Ein Fest für die Hummeln. Die selten gewordene Mohnbiene schneidet Stücke aus den roten Kronblättern und tapeziert die Brutkammern damit aus, und wir erfreuen uns schlicht und einfach an der Farbenpracht. Paul Celan hat den Mohn in seinem berühmten Gedicht “Corona” verewigt: “Wir lieben einander wie Mohn und Gedächtnis, und wir schlafen wie Wein in den Muscheln.” Der Mohn als Chiffre für das Bacchantische, das Rauschhafte. Auch diese Seite…

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Im Risiko liegt eine ungeahnte Kraft

Im Risiko liegt eine ungeahnte Kraft

Sie war eine französische Psychoanalytikerin und Philosophin, beschäftigte sich mit zeitgenössischen Lebensfragen, verfasste zahlreiche Werke, unter anderem “L’éloge du risque” (Lob des Risikos): Anne Duformantelle. Ich erinnere mich gut an die Zeitungsmeldungen im Juli 2017. Anne Durfourmantelle verbrachte ihre Ferien an der Côte d’Azur. Als plötzlich ein Sturm aufzog, sah sie, wie die zwei Kinder ihrer Freundin sich noch im Meer vergnügten und die drohende Gefahr nicht wahrnahmen. Anne Dufourmantelle eilte ihnen zu Hilfe, sprang ins Meer – und rettete…

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Welche Sterne?

Welche Sterne?

Die bis heute grösste Naturkatastrophe erlebte Europa im Jahre 1755 in Lissabon. Die Erde bebte, der Boden riss sich auf, ein Tsunami überrollte die Stadt und verwüstete sie. Die Menschen fragten sich, wie Gott das zulassen konnte. Das Erdbeben von Lissabon beschleunigte den Prozess der Aufklärung. Heute befinden wir uns in einer anderen Krise: Das Coronavirus hält uns noch immer in Schach oder schwebt wie ein Damoklesschwert über uns: Ist die Krise bald vorbei – oder kommt eine neue Welle?…

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Freiheit und Leichtigkeit

Freiheit und Leichtigkeit

Die Feder – Symbol für Leichtigkeit und Freiheit. Vögel heben dank ihren Flügeln und Federn vom Boden ab. Mit Leichtigkeit (einmal abgesehen von den Schwänen) schwingen sie sich hoch, hebeln die Schwerkraft aus, und wir schauen ihnen zu, wie sie sich vom Wind getragen treiben lassen. Mauersegler verbringen zehn Monate des Jahres in der Luft; dort jagen sie, vollführen ihre fliegerischen Kunststücke, dort schlafen sie und dort paaren sie sich. Wir alle sind durch die Schutzmassnahmen des Bundesrates in unserer…

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Leuchttürme

Leuchttürme

Wenn ich das Foto betrachte, wie die Wellen mit aller Wucht gegen den Leuchtturm peitschen, und mir vorstelle, wie sie ihn von allen Seiten attackieren, sich zurückziehen, Anlauf nehmen, es von einer anderen Seite erneut gemeinsam versuchen und Wind und Wetter zu Hilfe nehmen, bin ich fasziniert: Nichts kann dem Leuchtturm etwas anhaben. Er steht da wie eine Eins. Unerschütterlich, unbeugsam – komme, was da wolle. Der Leuchtturm gilt als Symbol für Kraft, Standhaftigkeit, Orientierung, und das seit Jahrhunderten. Zu…

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Brüderlichkeit, Gleichheit, Solidarität

Brüderlichkeit, Gleichheit, Solidarität

Am 5. März 2001 hielt Alt-Bundesrat Moritz Leuenberger am Fernsehen eine Ansprache zum Tag der Kranken; sie begann mit einer Strophe aus ferner Vergangenheit – aus dem Kirchenlied von Matthias Claudius «Der Mond ist aufgegangen»: So legt euch denn, ihr Brüder in Gottes Namen nieder; Kalt ist der Abendhauch. Verschon uns, Gott, mit Strafen Und lass uns ruhig schlafen Und unsern kranken Nachbarn auch. Als Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt in einem seiner letzten Interviews, wie immer zigarettenrauchend, gefragt wurde, welches Gedicht,…

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Allan Guggenbühl

Allan Guggenbühl

Seit Jahren und Jahrzehnten ist seine Meinung gefragt, wenn es um Konflikte in Schulen oder allgemein mit Jugendlichen geht: Prof. Dr. Allan Guggenbühl. Seit 1995 leitet er das von ihm gegründete Institut für Konfliktmanagement (IKM), lehrt an Hochschulen im In- und Ausland, unter anderem in Japan und China, und berät Lehrer, wenn sie mit schwierigen Klassen oder Schülern am Ende ihres Lateins sind. Am Freitag, 25. Oktober 2019, war er Gastreferent an der schulinternen Fortbildung der HKV Handelsschule KV Schaffhausen….

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Gladiatoren

Gladiatoren

Sie waren Kriegsgefangene, Verbrecher, Freiwillige. Der berühmteste unter ihnen hiess Spartacus: Die Rede ist von den Gladiatoren. Sie waren Stars, wurden bewundert, von Frauen und Männern zugleich, umjubelt in der Arena, blieben aber Aussenseiter der Gesellschaft. Das Besondere der Gladiatorenkämpfe bestand darin, dass nicht vor, sondern nach dem Kampfe entschieden wurde, ob der Unterlegene zu begnadigen oder zu töten sei. In der Arena zeigte sich die Macht des Volkes. Hier trat es in Interaktion mit den Herrschern, hier nahm es…

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